Cursa Tomir – Trailabenteuer auf Mallorca
Wie schön, wenn man in seinem Urlaub tolle Läufe machen kann! Bei meinem diesjährigen Trainings-Urlaub auf Mallorca hatte ich das Glück, an einem ganz besonderen Lauf teilnehmen zu dürfen: Cursa Tomir, ein Trailmarathon um und auf den Puig Tomir, einen 1100 m hohen Berg in der Nähe von Pollença.
Und ich hatte wirklich Glück- denn als Nicht-Mitglied des Bergsportverbandes der Balearen war mir aus versicherungstechnischen Gründen eine offizielle Teilnahme mit Startnummer und Wertung verwehrt. Doch ich hatte die Erlaubnis, auf eigenes Risiko meine Freundin Helena bei dem Lauf zu begleiten und so hautnah dabei zu sein. Ich durfte sogar an den Verpflegungsstellen essen und trinken – perfekt! Denn mehr wollte ich ja nicht – einfach in dieser wunderschönen Landschaft in netter Gesellschaft einen tollen Trail mitlaufen.
Morgens um 7:00 ging es los, Start am Kloster Convent de Santo Domingo in Pollença. Die Stimmung war schon vor Start der Hammer, anders kenne ich es auch nicht von meinen Lauferlebnissen auf Mallorca.
Die ersten 3 km des Laufes waren „neutralisiert“, d.h. die eigentliche Zeitnahme begann erst 2,5 km später. So ging es auch im gemütlichen Warmlauftempo durch kleine Camís, bis dann der eigentliche Startschuss fiel.
Von dort aus ging es dann auch erstmal über asphaltierte Wege recht steil hoch hinaus, bis bei etwa km 5 der asphaltierte Weg endete und in einen steinigen Pfad überging. Und da es weiterhin steil berghoch ging, blieb mir genug Zeit, das atemberaubende Panorama zu genießen 🙂
Nach einem kurzen Zwischenstopp an der ersten Verpflegung kam nur der erste richtig trailige Abschnitt – wie für Mallorca üblich, durch hohes Diss- oder Schneidgras (das wie immer seinem Namen alle Ehre machte!).
Nach einem kurzen Anstieg durch das Gras erreichten wir ein Plateau in traumhafter Bergkulisse. Wir waren bereits bei 630 m angekommen, nur noch knapp 500 Hm, sollte man meinen… Aber nein, halt – der Lauf hat ja noch ein paar Höhenmeter mehr! Also erstmal wieder runter. Ein Schild mit der Aufschrift „Tram perillós“ (gefährlicher Abschnitt) erwartete uns. Gefährlich? Naja, für Einheimische normal, für mich schon etwas extrem technisch – über spitze Felsen, teilweise nass und rutschig, weshalb ich mich hier nur langsam fortbewegte. Zum Glück konnte ich am nächsten laufbaren Stück wieder aufholen und traf meine Begleiter kurz vorm 2. Verpflegungspunkt wieder.
Mittlerweile hatten wir uns zu einem kleinen Grüppchen von 5 Leuten formiert, und so nahmen wir den nächsten steilen Anstieg zusammen in Angriff – leicht technisch zwar, aber doch gut zu meistern. Auch hier hieß es auf knapp 600 m Höhe erstmal wieder: Downhill! Der Weg führte an der Tankstelle bei Lluc, am Coll de sa Batalla vorbei, die traditionsgemäß ein Treffpunkt vieler Rennradfahrer auf Mallorca ist.
Von hier aus weiter in Richtung Binifaldó, wo der nächste VP wartete. Hier gesellten sich nochmal einige Läufer zu uns und wir machten uns gemeinsam an den Aufstieg zum Tomir. Sehr steile Anstiege, teilweise mit bis zu 40% Steigung und auch an manchen Stellen ein wenig ausgesetzt, erwarteten uns hier. Zum Glück kannte ich diese Passage, da ich sie vor 2 Jahren mit meinen mallorquinischen Freunden schon einmal erkundet hatte. Dennoch war ich froh, dass ich an der mit Eisen gesicherten Kletterpassage meine Stöcke in die Hand eines Streckenpostens abgeben konnte, um meine Hände zum Klettern benutzen zu können.
Ein weiterer kleiner Anstieg noch über zum Glück nicht mehr ausgesetztes Terrain, dann erwartete uns oben auf dem Weg zum Gipfel ein gigantischer Ausblick!
Beim Abstieg über die Felsen begleitete uns einer der Fotografen des Events und so entstanden diese tollen Fotos!
Am folgenden Abstieg kam wieder das Schild „Tram perillós“ (gefährlicher Abschnitt), das uns auch hier nichts Gutes verhieß. Das Filmen unterließ ich hier aufgrund des hochtechnischen Geländes und ich blieb hier erstmal hinter meinen Begleitern zurück, weshalb dieses Bild hier auch vorerst das letzte war, das der Fotograf von mir machte.
So sehr ich auch Downhills liebe, wenn es zu extrem technisch und steil wird, werde ich noch immer sehr sehr vorsichtig: Steile, teilweise rutschige Abstiege durch hohes Schneidgras, das die darunterliegenden Steine nicht erkennen ließ – nicht gut!
Umso mehr freute ich mich, als endlich wieder ein breiter, gut laufbarer Weg vor mir lag! Meine Begleiter holte ich hier fast wieder ein, aber nur fast – denn hinter der nächsten Kurve ging es auf einen noch steileren, technischeren und ausgesetzteren Downhill!
Na, das könnte ja noch dauern…aber zum Glück ging der Weg bald in einen breiten Schotterweg über, wo hinter einer zu überkletternden Mauer bereits der letzte VP auf mich wartete. Kurze Stärkung, und dann über – Hurra! – asphaltierte Camís zurück!
Nie (außer vielleicht beim Ultra Mallorca ;-)) hatte ich mich so sehr über Asphalt gefreut und ich konnte endlich wieder laufen und Gas geben. Einen unserer Begleiter hatte ich bereits wieder eingeholt, als es wieder auf bekanntes, aber etwas unwegsames Gelände überging: Der berühmte Rückweg vom Ultra Mallorca (camí Vell Pollença – Lluc) mit den rutschigen Wegen über Leitern und Mauern an einem Torrent vorbei… und nicht nur vorbei!
Denn der Weg führte nun direkt durch den Torrent, der voller Wasser stand! Am anderen Ende wartete bereits wieder der Fotograf vom Tomir und rief: „¡Por el agua!“ („Durch das Wasser!“) Nun gut, als alter Hartfüßler ist man solche Passagen ja gewohnt, also hieß es: Augen zu und voll durch das nasse Vergnügen…brrrr!
Weiter ging es dann einfacher über den GR 221, den camí Vell de Lluc, der beim Trail und beim Ultra Mallorca der letzte Abschnitt war, von dort aus waren es beim Ultra noch 1 km zum Ziel.
Nicht so jedoch hier! Denn statt direkt nach Pollença reinzulaufen, bog der Streckenverlauf ab und führte auf die Straße hoch zum Kalvarienberg.
Oben angekommen am Calvari mit seiner berühmten Kapelle, erwartete uns ein weiteres Highlight der Strecke: der Abstieg über die 365 Treppenstufen der Carrer del Calvari , die uns wieder in den Ortskern von Pollença führten! Und das mit 40 km und 1800 Hm in den Beinen!
Trotzdem ein geiler Spaß, ab ging es zum Endspurt durch die verwinkelten Gassen von Pollença!
Im Ziel erwarte uns ein gigantischer Empfang: jubelnde Zuschauer feuerten uns an auf unserem Zieleinlauf über den roten Teppich. Und nicht nur das: die Helfer und Veranstalter im Ziel empfingen uns mit einer herzlichen Umarmung. Klasse! Aber die Läufe auf Mallorca und gerade rund um Pollença kenne ich auch gar nicht anders! Sei es nun Trail oder Ultra, Marathon oder auch ein simpler Straßenhalbmarathon wie der Halbmarathon von Pollença (der immer Anfang April stattfindet und den ich auch nur wärmstens empfehlen kann).
Und auch die Zielverpflegung konnte sich sehen lassen: neben den üblichen Getränken, Trockenfrüchten und Crackern gab es Paella für alle!
Was für ein Fest! Ein unglaubliches Erlebnis – ich bin überglücklich, dass ich daran teilnehmen durfte. Hier kannst Du Dir nochmal mein Video von der Veranstaltung anschauen und Dir selbst einen Eindruck machen:
Danke nochmal an die Veranstalter und an meine Freundin Helena, dass ich bei diesem Highlight dabei sein durfte! Und danke an den Fotografen Ramon Jose für die freundliche Erlaubnis, die Bilder nutzen zu dürfen!