Rückblick Mara-Trail 2013 – unrühmlicher Start in den Vogesen
Zum Mara-Trail du Ballon d’Alsace (42,5 km und 1.756 m D+) kam ich mehr oder weniger durch Zufall. Mein Freund startete beim Radrennen „Les 3 Ballons“ in den Vogesen, ich wollte mit und suchte einen Lauf, der am gleichen Wochenende in der Nähe stattfand.
Es war mein 1. Trail länger als 30 km, und mein erster Trail in den Vogesen. Tempoläufe am Berg hatte ich noch gar keine trainiert, und auch sonst kaum Höhenmeter in den Beinen, war also nicht besonders gut vorbereitet. Und das merkte ich auch schmerzlich bereits auf den ersten Kilometern, denn es ging immer nur bergauf. Auch auf den folgenden Kilometern ging es nur schleppend voran, dazu kamen noch Atemprobleme wegen des schwülwarmen Klimas und natürlich wegen meines übermotiviert zu schnellen Starts.
Mit Mühe und Not erreichte ich die Verpflegungsstation 3 bei km 23, wo sich die Zeitbarriere befand. Ich durfte noch passieren – die Läufer, die hinter mir kamen, wurden allerdings aus dem Rennen genommen – was ich einige Kilometer später erfuhr, als mich ein netter Mountainbiker einholte, der mir erklärte, dass ich jetzt letzte sei. So etwas war mir noch nie passiert! Einige Kilometer begleitete mich der Besenfahrer, doch zum Glück ging es nach der letzten Verpflegung nach km 32 nur noch bergab – und ich konnte wieder etwas Zeit gutmachen und noch ein paar Läufer einholen. So kam ich in einer Zeit von 6:16 h als eine der Letzten ins Ziel, immerhin nicht als Letzte.
Aber ich schwor mir, es im nächsten Jahr besser zu machen und die offene Rechnung zu begleichen.
Mara-Trail 2014 – die Revanche
Nun, nach einem Jahr sollte also die „große Revanche“ stattfinden. Wesentlich besser trainiert, mehr Bergläufe, viel mehr Trail Erfahrung – so muss das ja klappen. Hochmotiviert und mit bangem Blick habe ich daher die Wetterprognosen bei Météo France und La Chaîne Météo verfolgt, als in Deutschland die Hitzewelle einsetzte. Mir war klar: entweder Sauna pur oder ein Lauf bei Gewitter, Hagel und Regen ohne Ende. Okay….Schnee wie in Italien im März musste ich nun wirklich nicht befürchten, aber die Wetterprognosen sagten Temperaturen von über 30°C voraus, auf dem Ballon d’Alsace sollten es auch 27 °C werden. Keine idealen Lauftemperaturen, nein definitiv nicht, aber ich war ja durch meine Mallorca Läufe schon ein bisschen was gewohnt und der Trail ging ja auch fast komplett durch den Wald.
Zum Glück lernt man ja nie aus: letztes Jahr hatte ich mich einfach nur ganz locker vorm Start eingelaufen, wie man das eben so macht, während viele der echt schnellen Leute schon da die steilen Rampen hochgedüst sind….und das einfach so zum Warm-up. Diesmal hatte ich mich auch schon etwas warm gelaufen, aber nun auch mit ein paar steilen Passagen, denn ich wusste ja noch: kurz nach dem Start geht‘s bergauf, vom 748 m hohen Col du Hundsruck bis auf 1160 m, also über 400 Hm auf 5 km. Hier bereute ich schon, meine Stöcke nicht dabei zu haben, und einige Läufer (darunter auch andere Mädels) überholten mich mit ihren Stöcken. Aber ich hatte mir ja vorgenommen, ohne zu laufen! Sollte mir etwa das gleiche passieren wie letztes Jahr? Schon ein wenig frustriert, dachte ich mir: „Ach was, die holst Du wieder ein!“
Und so war es auch. Nun kamen einige Abwärtspassagen, die Anfangseuphorie wich bei den Schnellstartern den realen Möglichkeiten, und es wurde insgesamt etwas langsamer. Bergab auf schmalen Pfaden über einen Höhenkamm ließ ich wieder einige Läufer hinter mir, vor allem die Mädels mit den Stöcken. Ab da sah ich keine anderen Mädels mehr auf der Strecke.
Nun kamen ein paar technisch anspruchsvollere Passagen, die mir letztes Jahr viele Probleme bereitet hatten. Dort hatte ich damals ein wenig mit Höhenangst zu kämpfen, und die Kletterpassagen fielen mir auch schwer. Das war diesmal ganz anders! Ich konnte sogar nach unten schauen und den Ausblick auf den Lac des Perches genießen.
Zwischen km 17 und 22 folgte der technisch anspruchsvollste Teil der Strecke, mit vielen Steinen und einigen Kletterpassagen. Das fiel mir so viel leichter als letztes Jahr! An diesem heißen Pfingstsonntag waren sehr viele Wanderer auf der Strecke, und einige riefen mir zu: „Vous êtes la sixième fille!“ Wie – 6. Frau? Ich? Kann nicht sein! Ich konnte das wirklich nicht glauben, und auch als 1 km weiter die nächsten dasselbe sagten, blieb ich skeptisch. Oder sollte es doch so sein? Wäre ja schon nicht schlecht, aber so wirklich glauben konnte ich es nicht.
Jetzt noch ein steiler Anstieg, ein wenig klettern, und endlich war der Gipfel des Ballon d’Alsace (1247 m) erreicht und kurz darauf der 3. Verpflegungspunkt.
Die restlichen 20 km waren technisch weniger anspruchsvoll, dementsprechend auch viel besser zu laufen als der erste Teil. Ein paar Kletterpassagen, und dann, ab km 33 bis 37 nur noch bergab auf breiten Schotterpisten sowie ein paar schöne Single-Trails durch den Wald. Der letzte km auf Asphalt war dann allerdings wieder kein Spaß bei der brütenden Hitze – aber egal, denn vom letzten Jahr wusste ich ja: danach hast Du es geschafft!
Nach 5:41:21 im Ziel und tatsächlich 6. Frau! Hätte ich nur mal auf die Wanderer gehört, denn die 4. und die 5. kamen knapp 5 Minuten vor mir ins Ziel. Wer weiß, vielleicht hätte ich das noch geschafft? Aufs Podium kam ich so zwar nicht, denn das war den ersten 5 vorbehalten – aber meine Zeit vom letzten Jahr konnte ich um sagenhafte 35 Minuten verbessern – also ein voller Erfolg!
Und ein schönes Ende: in der anschließenden Verlosung gewann ich dann doch noch einen Preis 😉 Ein feines Präsent mit regionalen Spezialitäten, Süßigkeiten und anderen Leckereien – ein echtes Highlight und allemal eine Entlohnung für die Anstrengung.